Situation der Radwege

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Radwege. Ein Segen für den Straßenverkehr?

 

Radwege sollen den Radverkehr fördern, das Radfahren sicherer machen, den Verkehr entmischen, eigentlich erstrebenswerte Ziele, die nur Gewinner produzieren. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Deckt sich die Realität mit den Vorstellungen der Planer und Macher der Radwege? Welche Erkenntnisse gibt es im Hinblick auf Verkehrssicherheit, Unfallhäufigkeit, Komfort, Akzeptanz der Radwege, und, etwas, was mir i.a. zu wenig Beachtung erfährt, welche Möglichkeiten haben Radfahrer, ihr Rad sicher und wettergeschützt am Zielort abzustellen?
Sind denn all die Planer und Macher dieser Radwege bereit, diese zu benützen? Würden sie auch ihre Kinder (ob mit oder ohne Helm) alleine darauf fahren lassen? Überprüfen die zuständigen Behörden die benutzungspflichtigen Radwege daraufhin, ob ...


Zitat aus den VwV zur StVO zu §2, Absatz 4 Satz 2


V. Die Straßenverkehrsbehörde, die Straßenbaubehörde sowie die
Polizei sind gehalten, bei jeder sich bietenden Gelegenheit
die Radverkehrsanlagen auf ihre Zweckmäßigkeit hin zu prüfen
und den Zustand der Sonderwege zu überwachen. Erforderlichen-
falls sind von der Straßenverkehrsbehörde sowie der Polizei
bauliche Maßnahmen bei der Straßenbaubehörde anzuregen. Vgl.
Nummer IV 1 zu § 45 Abs. 3; Rn. 54.


Um Radwege einordnen und ihre Sicherheit und ihren Komfort beurteilen zu können, darf man eines nie vergessen: sie werden nicht primär dazu angelegt (und als benutzungspflichtig ausgewiesen), um Radfahrern mehr Sicherheit und Komfort zu bescheren. Sie dienen einzig und allein dem Zweck, den motorisierten Individualverkehr auf der Fahrbahn die Möglichkeiten zum Ausleben der eingebauten Vorfahrt zu erleichtern. Der Beweis ist einfach zu führen:
Fahren Sie einfach auf einer vom mIv (motorisierter Individualverkehr) befahrenen Straße mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn, obwohl ein Radweg (egal ob benutzungspflichtig oder nicht, mIvler kennen den Unterschied nicht) vorhanden ist. Fahren Sie auf und ab. Solange Sie sich äußerst rechts halten und Outofahrer beim Vorwärtskommen nicht behindern, wird nichts passieren. Aber sobald Sie anfangen, etwas weiter links zu fahren (etwa dort, wo die Outos mit ihrem rechten Rad fahren) und Sie zu einer Engstelle kommen, wird Sie der erste Outofahrer, der wegen Ihnen abbremsen muss, weil er die Engstelle nicht mit etwas mehr als der erlaubten Höchstgeschwindigkeit passieren kann, anhupen. Er wird in seinem Outo verständnisreiche Gesten in Ihre Richtung machen, die Ihnen erklären sollen, Sie müssten auf dem Radweg fahren.

Was ist passiert?
Ein Outofahrer musste wegen Ihnen abbremsen. An einer Stelle, die für zwei Verkehrsteilnehmer gleichzeitig zu schmal war. Mehr nicht! Aber warum hupt er? Warum tut er das? Ich bin sicher, er musste an diesem Tag schon öfters abbremsen und warten, z.B. an einer roten Ampel. Oder weil ein anderer Outofahrer vor ihm fuhr. Oder weil er warten musste, um aus einer Einmündung oder Ausfahrt herauszufahren. Ich bin sicher, bei diesen Gelegenheiten hat er nicht gehupt und dem anderen Outofahrer angemahnt, er solle doch woanders fahren. Sicher nicht. Aber warum dann bei Ihnen?
Sie wissen es: Sie waren mit einem Fahrrad unterwegs! Mit diesem Verkehrsmittel haben Sie in seinen Augen kein Recht, sein Fortkommen zu verlangsamen, warum Sie da weiter links als möglich fuhren, interessiert ihn nicht. Ebenso wenig die Tatsache, dass Hupen im Straßenverkehr stark reglementiert ist (zum Glück, und für Radfahrer verboten warum auch immer) und niemals zum Ausdruck des Missfallens über die Verhaltensweise eines anderen Verkehrsteilnehmers benützt werden darf. Er lässt schlicht und ergreifend Frust ab. Aus einer Position der Stärke heraus (jedenfalls glaubt er das), geschützt durch seinen Panzer aus Blech und gezahlten Steuern. Falls Sie das Glück haben, ihn an der nächsten Ampel anzutreffen (und das ist allzu oft der Fall), sprechen Sie ihn an. Versuchen Sie ihm zu erklären, was er alles falsch gemacht hat. Sie werden auf taube Ohren stoßen. Einzig seine Argumentation wird laut über die Straße zu hören sein: "Du darfst nicht in der Mitte von der Straße fahren. Da ist ein Radweg!" Warum Sie so gefahren sind, warum der Radweg evtl. gar nicht benutzbar ist oder sogar gefährlich, das interessiert ihn nicht. Ihre Argumente werden nicht durchkommen. Sobald Sie zum zweiten Mal seine "Argumente" beantworten wollen, wird er beleidigend werden, er wird laut schreien und Sie anpöbeln. Ein weiteres Gespräch wird dann von ihm durch eine unwirsche Handbewegung (die Polizeibeamten gegenüber schon mal 30 Tagessätze kostet) oder durch Gelächter abgebrochen. Sie werden ihn nie wieder sehen.
Wenn Sie noch ein paar mal an der Stelle auf und ab fahren, werden Sie bemerken, dass Sie von Outofahrern umso gefährlicher (und damit meine ich den seitlichen Sicherheitsabstand) überholt werden, je weiter rechts Sie fahren. Das ist kein Witz! Outofahrer erkennen instinktiv die devote Haltung untergeordneter Verkehrsteilnehmer und nützen diese für das eigene schnelle Vorwärtskommen aus. Je weiter links Sie fahren, desto öfter werden Sie angehupt, desto seltener werden Sie aber überholt (wer Sie dann dennoch praktisch ohne Sicherheitsabstand überholt und möglicherweise auch noch hupt, dem wünsche ich allen ernstes einmal eine direkte Konfrontation mit einem 40Tonner Tankzug, damit er wieder etwas mehr Respekt vor dem Leben anderer lernt). Den in der StVO geforderten Sicherheitsabstand werden Sie nur selten erleben. Noch nie habe ich bisher erlebt, dass Polizeibeamte das Überholen eines Radfahrers ohne Sicherheitsabstand ahnden. Oder von sich aus gegen Rad- und Gehwegparker vorgehen. Dazu sind die Millionen nützlicher Idioten in ihren Blechdosen hervorragend geeignet. Durch unmittelbare Disziplinierung der Fußgänger und Radfahrer, durch das Lernmittel der eingebauten Vorfahrt, das allen untergeordneten Verkehrsteilnehmern zeigen soll: "Hier komme ich, 2 Tonnen schwer und viele EUROs teuer. Legt Euch besser nicht mit mir an." Falls dann doch jemand es wagt, einen Helfershelfer einer im Mobilisierungswahn vollkommen von der Realität abgelösten Outobranche zu fragen, warum er gerade da auf dem Radweg parkt (wo doch auf der Fahrbahn jede Menge Platz vorhanden wäre) oder mit wenig Sicherheitsabstand überholt hat und die Gefährdung, die davon ausgeht wohl nicht abschätzen kann, wer das wagt, hat in ihren Augen wohl den Verstand verloren, überhaupt auch nur im geringsten anzuzweifeln, dieser Dosentreiber hätte sich absolut richtig verhalten. Folgende Antworten sind Standard und kommen in leicht abgewandelter Form praktisch immer vor:

"ich kann doch nicht auf der Strasse stehen bleiben",
"ich wollte nur mal kurz..."
"ich lade hier auf dem Gehweg nur schnell was ein"
"du wirst doch mit deinem depperten Radl da noch vorbeikommen"
"bist du von der Polizei?"
"brauchst du die ganze Straße zum fahren?"
"musst du in der Mitte von der Straße fahren?"
"gehört dir die ganze Straße?"

Diese Antworten sind so häufig, dass ich schon überlegt habe, ob die inzwischen in der Führerscheinprüfung abgefragt werden. Und um noch ein Missverständnis auszuräumen, für alle Nichtbayern: In Bayern ist es üblich, sich im Straßenverkehr zu duzen, wenn man sich beschimpft. Dies ist nicht abwertend gemeint, es soll dadurch nur unterstrichen werden, dass man den Anderen für ein riesengroßes Arschloch hält. Eine sinnvolle Diskussion kommt praktisch nie zustande.

Die Konsequenz:
Viele Radfahrer fühlen sich deshalb auf dem Radweg sicherer. Sicherer vor den Outofahrern, weil sie zumindest räumlich von ihnen getrennt fahren können. Diese Sicherheit ist aber alles andere als real. Leider haben Untersuchungen ergeben, dass das Unfallrisiko auf Radwegen auf bis zum 12fachen ansteigt. In Unkenntnis dieser Sachverhalte nehmen Radfahrer wie selbstverständlich die "offensichtlicheren Nachteile" der Radwege hin: geringe Breite, Gegenstände, Schilder, Fußgänger, schlechte oder ungeeignete Oberfläche, ungünstiger Verlauf, mehrfaches Überqueren der Fahrbahn beim Linksabbiegen und dadurch erzwungene Verzögerung, etc. pp. Ich will die Fakten, die gegen Radwege sprechen, nicht alle wiederholen. Sie sind im Netz oft genug veröffentlicht:

http://www.med.uni-magdeburg.de/~maercker/Radw-Tip.htm
http://radweg.mine.nu/irrtum.html
http://www.med.uni-magdeburg.de/~maercker/NoRadweg.htm
http://www.kulturserver-swh.de/home/martinstoehr/radwegmeiden.html

Wichtigstes Kriterium bei der Bewertung der Sicherheit von Radwegen scheint mir die Tatsache zusein, dass Radfahrer durch die "Entmischung" des Verkehrs aus dem unmittelbaren Sichtkreis der Outofahrer herausgenommen werden. An Kreuzungspunkten von Radwegen und Fahrbahn tauchen diese Radfahrer dann unvermittelt vor z.B. rechtsabbiegenden Outofahrern auf. Diese rechnen aber nicht mit jenen und verlassen sich lieber auf ihre eingebaute Vorfahrt. Dass rechts von  ihnen plötzlich jemand auftaucht, der geradeaus fahren will und auch noch Vorfahrt hat, das ist mit Recht absurd. Zusätzlich wird den Outofahrern durch die Verschwenkung von Radwegen oft mehrere 10er Meter in die Seitenstraße hinein sogar suggeriert, der Radweg kreuze die jetzt von ihnen befahrene Straße und sei damit wartepflichtig. Vollständig unsinnig wird die Situation, wenn die Planer das Gefahrenpotential einer zu weit in die untergeordnete Straße hineinverlegten Verschwenkung erkannt haben, und dann in ihrer Hilflosigkeit nichts besseres wissen als dem Radweg mit einem Schild "Vorfahrt-achten!" endgültig jede Daseinsberechtigung zu nehmen.

Ich bin jeden Tag mit dem Rad in Regensburg und (v.a. der nördlichen) Umgebung unterwegs. Dabei fallen mir beinahe pausenlos teils haaresträubende Situationen und Konstruktionen auf, die Radfahrer benachteiligen, behindern und gefährden. Diese will ich hier dokumentieren.

Pielmühle

Donauradweg

Isarstraße

Nordgaustraße
Die Nordgaustraße verbindet die Ausfahrt "Regensburg Nord" der BAB 93 mit der Nibelungenbrücke. Es ist eine der Hauptproblemzonen des motorisierten Individualberufsverkehrs. Einen geschützten Radweg gibt es nicht. Aber folgendes Konstrukt:

Schottenstraße-Kumpfmühler Straße
Die Schottenstraße (und die Verlängerung Kumpfmühler Straße) verbinden den Bismarckplatz mit der Kumpfmühler Brücke. Entlang der Schottenstraße verläuft ein nicht benutzungspflichtiger Hochbord-Rad-Weg!. Warum er nicht benutzungspflichtig ist, werden wir gleich sehen. In der Kumpfmühler Straße zwischen Wittelsbacher Straße und Kumpfmühler Brücke hat man so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, wenn man einen benutzungspflichtigen Rad-Weg! anlegt.